Im
Zuge der 4. Bauphase wurde es notwendig die Südostmauer, an deren
Aussenseite der Burgweg vom Tal aus entlangführte, mit einem
großen Turm zu verstärken. Im für Verteidigungszwecke nicht unbedingt
notwendigen Erdgeschoss wurde bald darauf eine Kapelle eingerichtet,
welcher der Turm seinen Namen verdankt.
Die Nordosteite des Turmes erhielt dabei einen Apsisanbau mit Kreuzgewöbe.
Am 6. Mai 1384 wurde von Graf Ruprecht und seiner Frau Anna eine
ewige Messe in der, der heiligen Katharina geweihten Kapelle, gestiftet.
Mit dieser Stiftung war auch die Einrichtung einer aus dem gräflichen
Gefälle dotierten Kaplanstelle verbunden. Damit dürfte es sich bei
der Kapelle um eines der ältesten (zumindest in Teilen) noch vorhandenen
Gotteshäuser Wiesbadens handeln. Bis 1539 wurde die Kapelle genutzt,
danach verfiel sie.
Der Kapellenturm springt ca. 0,90 m aus der Flucht der Burgmauer
nach aussen vor und ermöglicht dadurch die Bestreichung der Südostseite
mit dem Burgweg und dem dahinter liegenden Gelände.Aufgrund seiner
Größe und der Tatsache, daß er mit den Wehrgängen der anschließenden
Mauern nicht durch Türen verbunden war, dürfte er wohl auch die Aufgabe
eines Rückzugbaues für die Verteidiger der Unteren Burg wahrgenommen
haben. Die ebenerdigen Türen konnten von innen verschlossen werden.
Die heute vorhanden Brustwehr der Plattform stammt aus der zweiten
Hälfte des 19. Jahhunderts. Die einzelnen Stockwerke im Turminnern
waren durch Leitern, die im Ernstfall hochgezogen werden konnten,
erreichbar. Das Fenster zur Straße "Am Schloßberg" entstand vermutlich
anläßlich des Umbaus des Turmes in eine Kapelle durch die Erweiterung
einer Schießscharte.
1992/93 wurde der Kapellenturm saniert und nutzungsgerecht
umgebaut, wobei jedoch weder archäologische Voruntersuchungen
dieses Sonnenberger Kirchenbaues erfolgten, noch auf die ursprüngliche
Gestaltung Rücksicht genommen wurde.
Das Laufniveau des Erdgeschosses wurde mit Beton um über 1 m
angehoben und alles was sich darunter befand so für alle Zeit
versiegelt. Der heutige Zugang auf der Rückseite führt durch
den ursprünglichen Altarraum, dessen Grundmauern zu diesem Zweck
durchschlagen wurden. Um ein Abrutschen des hinter der Apsis
befindlichen Schuttes zu verhindern wurde anstelle einer Aufmauerung
der alten Rückwand, eine neue Stützmauer quer durch die Apsis
gezogen. Durch den zusätzlichen Einzug einer hölzernen Zwischendecke
wurde das als Kirchenraum dienende, ursprünglich wesentlich höhere
Erdgeschoß völlig verändert. Das eingestürzte Tonnengewölbe wurde
nicht rekonstruiert, sondern nur durch eine weitere einfache
Balkendecke ersetzt.
Die gesamten Wände der Innenräume des Turmes hat man ohne vorherige
Bauaufnahme mit
Putz zugekleistert.
Schnitt durch den Kapellenturm (Zeichnung R.
Bonte)
Der Kapellenturm (Foto: T. Reiß)
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